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Ziele und Wahlkampf der SPD-Bundestagskandidatin Beate
Schmidt-Kempe
"Ich kämpfe um jede Wählerstimme"
Unter vier Augen hat Beate Schmidt-Kempe mit Arbeitsminister Walter Riester
geredet. Um Scheinselbständigkeit ging es zum Beispiel, um 325-Euro-Jobs
und ihre praktischen Erfahrungen damit. Ja, mit dem Minister plaudert
sich´s eben erstaunlich gut - und die Themen rund ums Arbeitsrecht liegen
der SPD-Bundestagskandidatin schließlich ganz besonders am Herzen. Der
Kündigungsschutz zum Beispiel ist Thema in vielen ihrer Wahlveranstaltungen:
"Ich sage das immer: Solche Rechte gilt es zu erhalten und dafür kämpfe
ich", schildert die 44-jährige gebürtige Osnabrückerin bei einem Südkurier-Redaktionsgespräch
eines ihrer zentralen Anliegen. Kein Wunder - erlebt sie die direkten
Auswirkungen solcher Regelwerke doch Tag für Tag in ihrer Arbeit als Fachanwältin
für Arbeitsrecht. Rahmenbedingungen bestimmen das Arbeitsklima - und das
hat nach Ansicht von Beate Schmidt-Kempe unmittelbare Auswirkungen auf
die Arbeitslosigkeit. Deren Bekämpfung hat sich die Sozialdemokratin -
natürlich - ebenfalls groß auf die Wahlkampffahne geschrieben. "Unser
Konzept sieht vor, eine Mittelstandsbank zu gründen, die Risikokapital
zur Verfügung stellt", erläutert sie einen Ansatz. Patentrezepte für die
Region? Die hat auch Beate Schmidt-Kempe nicht in der Tasche. "Aber wir
haben ein innovatives Arbeitsamt, das die guten Vorschläge der Hartz-Kommission
schnell umsetzen wird", zeigt sich die Kandidatin optimistisch. Viel liegt
Beate Schmidt-Kempe auch daran, die Verkehrssituation in "ihrem" Wahlkreis
zu verbessern. "Wir haben viele Brennpunkte, wo eine Ortsumgehung nötig
ist", weiß sie nd nennt unter anderem Behla als dringendes Beispiel. "Es
ist wichtig, dass wir den Bürgern überall Lärmschutz, Gesundheit und Verkehrssicherheit
bieten können", sagt die Befürworterin einer Maut für Lastwagen. Es sei
grundsätzlich wichtig, die Städte zu entlasten - wobei die Nordumfahrung
Villingen-Schwenningen allerdings in ihrer Prioritätsliste nicht ganz
oben stehe. Dafür aber die Schwarzwaldbahn: "Die Schwarzwaldbahn ist unbedingt
notwendig, aus wirtschaftlichen und auch aus touristischen Gründen", gibt
sie sich kämpferisch. Visionen hat sie. Die bis ins Detail ausgefeilten
Konzepte, wie sie demnächst was in Berlin anpacken möchte, präsentiert
Beate Schmidt-Kempe ihren potenziellen Wählern nicht. Die Anwältin ist
Optimistin, aber ebenso Realistin. "Ich bin weder über die Liste abgesichert,
noch hat die SPD in diesem Wahlkreis jemals ein Direktmandat bekommen",
sagt die Frau, die Bekannte und Kollegen oft die "Frau der deutlichen
Worte" nennen. Zwar sei sie fest davon überzeugt, dass die SPD die Wahl
gewinnt - "einfach, weil wir die besseren Konzepte haben" - für sich selbst
sieht sie als einzige realistische Chance jedoch ihren "guten Nachrückerplatz".
Dennoch: "Ich kämpfe um jede Stimme und mache einen sehr engagierten Wahlkampf",
meint Schmidt-Kempe. Dieser Wahlkampf, der mit ihrer Nominierung im November
begonnen habe, hat die 44-Jährige schon in die entlegensten Winkel des
Wahlkreises geführt. Organisiert wird die Wahlkampf-Tour von ihrer ganz
persönlichen, siebenköpfigen Kampa. "Es ging darum, bekannt zu werden
und den Leuten zu zeigen, was für ein Mensch ich bin", erklärt sie. Ein
erfolgreiches Projekt? Wohl schon. Mittlerweile sprechen mich die Leute
schon beim Einkaufen an," freut sich die Anwältin. Manchmal trifft Beate
Schmidt-Kempe auch gemeinsam mit ihrer Vorgängerin Christa Lörcher an.
Zwei Frauen mit gemeinsamen Zielen: "Wir wollen beide die Regierung erhalten
und wir wollen beide ganz viel für die SPD arbeiten", beschreibt Schmidt-Kempe.
Das Gefühl, im Schatten ihrer beliebten Vorgängerin zu stehen, habe sie
deshalb nie gehabt. "Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und auch viel
Spaß zusammen", sagt sie. "Die Zusammenarbeit mit Christa ist angenehm
und positiv." Lörcher unterstützt ihren Wahlkampf außerdem mit privaten
Spenden. Wieviel Geld sie insgesamt dafür zur Verfügung hat, will Schmidt-Kempe
indessen nicht verraten. "Wenig", sagt sie nur. Gut laufe es übrigens
mit der kompletten Partei: Von der Bundespartei werde sie sehr gut unterstützt,
lobt Beate Schmidt-Kempe. Eine ganze Reihe prominenter Sozialdemokraten
hat sie in den Wahlkreis geholt: Arbeitsminister Walter Riester, den Vorsitzenden
der Bundestagsfraktion, Ludwig Stiegler, und eine ganze Reihe anderer.
Bei ihren Telefonaten nach Berlin hat Schmidt-Kempe noch eine ganz neue
Erfahrung gemacht: Dass es eigentlich überhaupt nicht kompliziert ist,
einen prominenten Minister ans Telefon zu bekommen. Oder auch mit einem
solchen ganz locker unter vier Augen zu plaudern - wie eben mit Walter
Riester bei der Autofahrt von Villingen nach Oberndorf. (ana)
(Südkurier, 31.08.2002)
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