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Letztes Update: Mai 23, 2005 18:44
  Nicht sprachlos in der Medienwelt

Schwarzwald-Baar (klk) Wenn es darum geht, die Rolle der Medien in der politischen Landschaft zu beleuchten, ist das Interesse derer, die nicht gerade ein Mandat innehaben oder sich parteipolitisch betätigen, offenbar nicht allzu groß. Ute Vogt, Staatssekretärin im Innenministerium und Spitzenkandidatin der SPD für die Landtagswahl, musste bei der "Fastengespräch" genannten Podiumsdiskussion in der Villinger Tonhalle mit etwa 50 Zuhörern Vorlieb nehmen.Unumgänglicher KontaktDer Brisanz des Themas, das als "Nummer Sechs" der so genannten Fastengespräche der Sozialdemokraten aufschien, tat das keinen Abbruch. Ute Vogt berichtete von kleineren und größeren Fehden, die jeder, der einen Posten bekleide, im Laufe seiner Amtszeit auszuhalten habe. Sie räumte aber bald ein, dass der Umgang mit den Medien, ob nun Rundfunk, Zeitung oder Fernsehen, ein unumgängliches Geschäft sei. Wenn sie in Ruhe ihre Arbeit mache, so die Landesvorsitzende, die zuvor das "Mediendorf" Mönchweiler, Hüfingen und die IHK besucht hatte, könne sie vieles bewegen. "Aber es merkt vielleicht keiner". Für Politiker bedeute der Kontakt zu den Redaktionen "Marketing in eigener Sache", das jedoch auch auf Seiten der Journalisten an Personen, und somit auch individuelle Animositäten, Abneigungen oder Vorlieben gebunden sei. So stellten sich ihr schon mal die Nackenhaare auf, wenn bei Veranstaltungen, statt auf Sachfragen einzugehen, "nur über die Gefühlslage" berichtet werde. Natürlich sei es schwieriger über Fakten zu schreiben, als über Atmosphärisches, die Frisur der Kandidatin oder die Stimmung im Saal. Oft komme in einem persönlichen Gespräch mit Interessierten mehr Sachinformation rüber als in einem halbstündigen Fernsehbericht, in dem sie mit einer Hausfrau die Rolle tausche. Trotzdem sei einer Mehrheit des Publikums mehr an Emotionen gelegen, als an trockenen Zahlen, so Vogt.Moral und VerantwortungZeitungsenten wie Kabinettsumbildungen oder Behauptungen, dass sie auf Kosten des Steuerzahlers an einer Motorradtour teilgenommen habe, seien oft nicht totzukriegen. Kommunalpolitiker wie die SPD-Stadträtin Sigrid Zwetschke (Donaueschingen) kritisierten, dass in den Medien bisweilen "ein gewisser Anstand" fehle. Julius Redling fügte die "Frage der Moral" hinzu, die SPD-Kreisvorsitzende Beate Schmidt-Kempe, dass Medienschaffende mitunter gar nicht wüssten, "welche Verantwortung sie eigentlich tragen". Hüfingens Bürgermeister Anton Knapp plädierte für einen Lernvorgang aller Beteiligten, da vieles aus unterschiedlichen Perspektiven jeweils gänzlich anders verstanden werde. Vogt setzte auf das Konkurrenzprinzip bei Zeitung, Rundfunk und Fernsehen. Wobei viele Redaktionen "personell gar nicht mehr ausreichend besetzt" seien, um Nachrichten hinterfragen zu können. Wichtig sei es, Kinder bereits in der Schule mit dem Hinterfragen dessen vertraut zu machen, was "Schwarz auf Weiß" produziert werde. Ute Vogt schloss mit einem Zitat von Mark Twain: "Bildung ist, was übrig bleibt, wenn der letzte Dollar weg ist". Und auch kein Euro mehr bleibt. (

(Südkruier 24.03.2005)
 
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