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Letztes Update: Februar 16, 2004 16:29
  Thi darf wiederkommen

Es ist eine kleine Sensation: Thi Bang Tham Nguyen und ihr Bruder Duc dürfen wieder nach Deutschland zurück - diese Nachricht machte gestern wie ein Lauffeuer die Runde in Königsfeld. Das Stuttgarter Innenministerium entschied, die Geschwister trotz ihrer Abschiebung nach Vietnam zur Beendigung ihrer Schulabschlüsse einreisen zu lassen Königsfeld - "Ein Erfolg der Menschlichkeit", kommentierte Schulleiter Knut Schröter. "Ich bin glücklich," war die erste Reaktion von Beate Schmidt-Kempe, Anwältin der Familie Nguyen, nachdem sie die erfreuliche Nachricht erfahren hatte."In der Angelegenheit Nguyen wurde entschieden, der Gymnasiastin Thi Bang Tham auf schnellstmöglichem Wege die Wiedereinreise zur Erlangung des Schulabschlusses zu ermöglichen", heißt es in dem innenministeriellen Schreiben an das Freiburger Regierungspräsidium wörtlich. Schule übernimmt KostenEs müsse allerdings gewährleistet sein, dass die Zinzendorf-Schulen die Kosten für Reise, Unterbringung und Unterhalt übernähmen, was bereits im Vorfeld verbindlich zugesagt worden war. Die Wiedereinreise werde nicht von der Begleichung der Abschiebungskosten abhängig gemacht. Unter denselben Voraussetzungen solle für den Bruder Duc verfahren werden; nach ihren Schulabschlüssen sollen die Geschwister Deutschland wieder verlassen.Der Brief hat den Charakter einer Anordnung, "um entsprechende Veranlassung wird gebeten", heißt es zum Schluss lapidar, und das wird nun auch passieren. "Wir werden unverzüglich die nötigen Schritte einleiten, bestätigte Roland Schelb, Pressesprecher des Freiburger Regierungspräsidiums, gestern. Das hatte sich wie mehrfach berichtet bis zuletzt geweigert, das unbefristete Einreiseverbot, das nach Abschiebungen automatisch verhängt wird, in ein befristetes umzuwandeln.Die Einreiseerlaubnis ist für Knut Schröter "ein Erfolg im vereinten Kampf für Thi". Bekanntlich hatten die Bemühungen um die Rückkehr der 19-jährigen angehenden Abiturientin immer größere Kreise gezogen. In den vergangenen Wochen hatten sich zudem etliche Bischöfe für eine Ausnahmeregelung eingesetzt. "Letzten Endes hat die Politik gewonnen," so Schröter, "weil sie ein Gesicht gezeigt hat, und zwar ein menschliches." Für die Schüler sei der Erfolg eine wichtige pädagogische Erfahrung, "weil sie gelernt haben, dass sich mit Engagement und Solidarität doch etwas bewegen lässt."Auch für Beate Schmidt-Kempe steht fest, dass bei der Entscheidung die Haltung der Öffentlichkeit berücksichtigt wurde. Unabhängig von ihrer Freude über die behördliche Bereitschaft zu einer individuellen Ausnahme wünsche sie sich ein Zuwanderungsgesetz, das den lange bei uns lebenden und integrierten Ausländern auch ohne öffentlichen Druck ein Bleiberecht einräume.Für die Rückkehr der Geschwister hatte sich maßgeblich auch Ministerpräsident und Wahlkreisabgeordneter Erwin Teufel eingesetzt, wie sein persönlicher Referent Gerhard Winter gestern bestätigte. "Leider" sei das Staatsministerium erst von der Geschichte unterrichtet worden, als die Familie schon im Flugzeug saß. Im übrigen bat Winter um Verständnis für die starre Haltung des Regierungspräsidiums: "Die Kollegen halten sich nur an die Vorschriften. (Christina Nack)

(Zeitung 24.01.2004)
 
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