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Letztes Update: Mai 9, 2004 11:37
  STOLPERSTEINE Sich zur Geschichte der eigenen Stadt bekennen
Als 17-jähriger Schüler gehöre ich zur jungen Generation. Es ist für mich unfassbar, auf welche Art und Weise teilweise mit dem Thema „Stolpersteine“ umgegangen wird. Dabei schockiert mich insbesondere die sprachliche Form, in welche die Gegner der Initiative ihre Argumentation fassen. Die Stolpersteine beispielsweise als Instrument eines Gedenkens „inflationären“ Ausmaßes zu bezeichnen, grenzt an Menschenverachtung und zeugt - mit Verlaub, Frau Breuning - nicht gerade von einem vorbildhaften Geschichtsbewusstsein. Besonders erschreckend ist für mich in diesem Zusammenhang, dass derartige Formulierungen bzw. Parolen in einem Gremium der Öffentlichkeit wie dem des Gemeinderates salon- und mehrheitsfähig sind. Gerade unsere Stadt, die mit so großem Stolz immer wieder auf ihre Geschichte verweist und zahlreiche Bräuche aus vergangener Zeit bis heute lebendig hält, sollte sich ihrer ganzen Geschichte bewusst sein - dazu gehören eben auch und gerade die dunklen Kapitel ihrer Geschichte, die im Bewusstsein der Menschen genauso am Leben gehalten werden müssen wie die ruhmreicheren Kapitel. Ich als junger Mensch möchte jedenfalls nicht, dass über die Einzelschicksale Gleichaltriger und deren Familien, die vor 60 oder 70 Jahren hier in Villingen lebten, der Mantel des Vergessens gehüllt wird. An ebendiese Einzelschicksale würde durch die Stolpersteine erinnert. Ich appelliere daher an alle, die in dieser Stadt politische Verantwortung tragen, die Stolperstein-Initiative zu unterstützen und sich zur Geschichte der eigenen Stadt zu bekennen - ohne Schuldempfinden, aber in tiefer Verantwortung, dafür Sorge zu tragen, dass jener Menschen, die zu unschuldigen Opfern einer (un)menschlichen Tragödie wurden, würdig gedacht wird!

(Leserbrief von Patrick Todt, Schüler Südkurier vom 04.05.2004)
 
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